Xalko

Sami Mermer hat seine kurdische Heimat, wie viele andere Männer* der Generation vor ihm, in jungen Jahren verlassen. Als etablierter Filmemacher kehrt er in das anatolische Dorf seiner Kindheit, Xalko, zurück, in dem seine weiblichen Verwandten als einzige Dagebliebene das Überleben vor Ort sichern.

Xalko verschiebt den Blickwinkel in Richtung der Zurückgebliebenen und denkt Migration im Kontext von Arbeit weiter:

Was passiert mit den in den Heimatorten Zurückgelassenen? Wie verändern sich die Beziehungen unter Bedingung extremer Entfernungen? Wie gestaltet sich der Begriff Heimat für jene, die im Alter vor der Frage nach der Rückkehr stehen?

Xalko ist ein kleines kurdisches Dorf in der Türkei, in dem – nach dem Verlassen der jungen Männer* in Richtung Europa und USA – nur noch ein paar Frauen* und ältere Männer* die Subsistenzwirtschaft Viehzucht aufrechterhalten. Sami Mermer kehrt in dieser autobiographischen Dokumentation zurück in seinen Geburtsort – und dokumentiert den arbeitsreichen Alltag seiner weiblichen Verwandten, die ihm mit schonungsloser Offenheit, Galgenhumor und tiefstem Zynismus von ihren Verlusten, Zukunftsvisionen und der Desillusionierung gegenüber ihren Ehemännern im Ausland erzählen. 

Xalko ist ein unaufgeregter Film, der der Stille Raum gibt und ohne viel Effekthascherei den Alltag und die Gefühle der wenigen Dorfbewohner*innen auf persönliche Weise einfängt.

Sami Mermer

Sami Mermer kommt aus dem kurdischen Teil der Türkei und studierte dort Mathematik, Umweltwissenschaften und Filmstudien, ehe er nach Montreal migrierte und dort seine Filmstudien fortsetzte. In der Folge arbeitete er an zahlreichen fiktionalen und nicht-fiktionalen Filmen. Sein erster eigener Lang-Dokumentarfilm, The Box of Lanzo, beleuchtete die Lebenssituation obdachloser Menschen in Grand Rapids, Michigan. Diese Filmarbeit ebnete die bis heute anhaltende professionelle wie persönliche Verbindung mit der ebenfalls in Montreal lebenden Autorin und Filmemacherin Hind Benchekroun, aus der eine eigene Produktionsfirma (Turtle Productions) mit Sitz in Casablanca und zahlreiche Ko-Produktionen hervorgingen – darunter Callshop Istanbul (2015) über das Leben geflüchteter Menschen in Istanbul oder aber der in den letzten Monaten bereits schon in Europa auf vielen Festivals prämierte Film Xalko.

Hind Benchekroun

Hind Benchekroun ist Autorin und Filmemacherin in Montreal, Kanada. Vor der gemeinsamen Arbeit mit Sami Mermer zeichnete sie sich bereits durch verschiedene Dokumentarfilmreihen wie Rebel Music Quebec (2002) oder Racism in the workplace (2006) aus. In ihrem ersten Kurzfilm La petite fille d’avant (2003) reist sie in ihr Geburtsland Marokko zurück um sich im Gespräch mit Schlüsselpersonen ihres Lebens auszutauschen. Ihr erster, mit Sami Mermer produzierter Dokumentarspielfilm Turtles do not die of old age (2010) gewann den ersten Preis des Internationalen Film Festivals Tétouan in Marokko und begeisterte die Zuschauer*innen auf zahlreichen Festivals in der ganzen Welt.

Credits

DREHBUCH: Sami Mermer.
REGIE: Sami Mermer, Hind Benchekroun.
KAMERA: Sami Mermer.
SCHNITT: René Roberge.
SOUNDAUFNAHME: Sami Mermer.
SOUND EDITING: Martin Allard.
PRODUKTION: Sami Mermer, Hind Benchekroun – Les films de la tortue