Renault 12

Nach dem Tod seiner Mutter begibt sich der französische Theatermacher Mohamed El Khatib auf eine Reise nach Marokko, um sein Erbe anzutreten und die Überführung und Beerdigung seiner Mutter zu veranlassen. Wegbegleiter dieses an Metaphern und intertextuellen Verweisen reichen Roadtrips: ein Renault 12.

„Du musst unbedingt mit dem Renault 12 nach Marokko kommen, um das Erbe deiner Mutter anzutreten.“ Mit diesem Anruf seines Onkels beginnt Mohamed El Khatibs autobiographisches Roadmovie von Orléans nach Tanger. Es gilt, die Überführung seiner Mutter einzuleiten und sich gleichzeitig im geschichtsträchtigen Vehikel mit Kultstatus der familiären Geschichte anzunähern. Der französische Theatermacher kreiert mit der Collage aus dokumentarischen Filmaufnahmen, Tagebucheinträgen und intertextuellen Verweisen von Barthes bis Cervantes ein Experimentierfeld in einem ihm bislang unbekannten Genre. Ein Ergebnis, das am ehesten als „Dokufiktion“ beschrieben werden kann.

Mit Detailaufnahmen der Straßenkarte skizziert El Khatib wie ein Chronist die verschiedenen Stationen im Leben seiner Mutter, bis zum letzten, langen Leidensweg im Krankenhaus. Authentische Audio- und Videoaufnahmen aus dieser Zeit, begleiten seine Reise. Für seine Schwester ist die philosophische Filmerei ihres Bruders ein unmoralisches Ausschlachten intimer Familienmomente, eine befreundete Schauspielerin hingegen hält das philosophische Begriffsschwadronieren für unnütz: „Wo ist für dich der Unterschied zu einem Spielfilm? Bei der Dokumentation haben sie nur eine kleine Kamera, die sich ständig bewegt. Beim Spielfilm bewegt sich die Kamera nicht.“

Statement von Mohamed El Khatib

„Renault 12 ist eine kinematographische Erfahrung auf Basis dokumentarischen Materials: der Tod meiner Mutter. […]  Ich lege darin mittels Audioaufzeichnungen und Videos einige kulturelle Unterschiede zwischen meiner Familie aus Tanger, mir und dem Krankenhausmilieu offen. Renault 12 ist eine fragmentarische Entwicklungsgeschichte, die den Trauerweg im Rhythmus seiner verschiedenen Rituale von beiden Seiten des Mittelmeers nachzeichnet. Es verbinden sich so zwei Transitperspektiven, jene des Sarges von Frankreich nach Marokko und jene eines Erbes von Marokko nach Frankreich.“

Mohamed El Khatib

*1980. Der Franzose Mohamed El Khatib ist ein Alleskönner. Einst professioneller Fußballer, schließt er später ein Studium der Politikwissenschaft ab und dissertiert im Fach Soziologie. Weitaus bekannter ist er im Kulturbereich als Autor, Theatermacher, Performer und Filmemacher – Spielfelder, die er ebenso politisch aufgeladen sieht. 2008 ist er Mitbegründer des Collectif Zirlib, das sich zur Aufgabe setzt, mit Vertreter*innen der Arbeiterklasse Projekte dokumentarisch-fiktionalen Charakters umzusetzen.

Credits

AUTOR: Mohamed El Khatib
BILD:
Frédéric Hocké
TON:
Fabrice Osinski, Antoine Bailly & Nicolas Jorio
PRODUKTIONSDIREKTOR*INNEN:
Elodie Dombre & Vincent Terlinchamp
MONTAGE:
Amrita David
MIXAGE :
David Vranken
PRODUKTION:
Les Films d’Ici Méditerranée & Les Films d’Ici – Serge Lalou
& Camille Laemlé
KOPRODUKTION:
Dérives,Waq Waq Studio,Collectif Zirlib,Arte
France,RTBF,TV 2M Maroc
AUSFÜHRENDE PRODUZENTINNEN:
Camille Laemlé & Julie Frères
PARTNER*INNEN:
CNC,Fonds d’Aide à l’Innovation Audiovisuelle,Fonds
Images de la Diversité,la Fédération Wallonie-Bruxelles,La Région
Occitanie,CICLIC,SCAM (Brouillon d’un rêve),Dispositif La Culture avec la
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