Together Apart

Frauen* auf der ganzen Welt verlassen ihr Zuhause, um sich in der Ferne um Kinder, ältere Menschen und Haushalte zu kümmern – in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die in „Together Apart“ portraitierten philippinischen Hausangestellten auf Zypern, Mutter und Tochter, führen vor Augen welche Auswirkungen diese Care Migration auf Familienbeziehungen hat und geben einen Einblick in die Schwierigkeiten, die mit den zumeist inakzeptablen Arbeitsbedingungen für Hausangestellten einhergehen.

Wenn die 25-jährige Guil Ann Simeon mehrmals betont, sie hoffe, nicht länger als 10 Jahre hier bleiben zu müssen, ehe sie zu ihrem Mann und ihren drei kleinen Kindern mit hoffentlich genug Geld für ein eigenes kleines Geschäft zurückkehren könne, spricht sie auf zweifacher Weise aus eigener Erfahrung. Denn diesen Weg ist vor ihr bereits Carren Pacuyan, ihre Mutter, gegangen: So wie  jetzt ihre eigenen Kinder, wuchs Guil Ann Simeon mit einem Elternteil auf, welches die meiste Zeit nur auf Fotos präsent sein konnte. Together Apart wirft Fragen zu den Konsequenzen der weiblich geprägten, internationalen „Care-Chains“ auf, zu der Gestaltung transnationaler Familienbeziehungen, sowie zu möglichen Gegenstrategien angesichts meist inakzeptablen Arbeitsverhältnissen.

Together Apart zeigt, wie Familien auf den Philippinen – wie auch in vielen anderen Regionen der Welt – ihre Existenz zwar durch Arbeitsmigration erst sichern können, durch diese jedoch gleichzeitig auseinandergerissen werden – Generation für Generation. Maren Wickwire wirft mit ihrer Kamera einen Blick auf den Alltag der beiden Frauen* ohne sich nur auf deren Verletzlichkeit aufgrund von inakzeptablen Arbeitsbedingungen, sexueller Belästigung und Suizidversuchen zu konzentrieren. (cf. Wickwire im Gespräch mit Christiane Sternberg für das Goethe Institut Zypern). Im Mittelpunkt stehen stattdessen ihre Strategien, den widrigen Umständen zu trotzen und im ausbeuterischen System zu bestehen sowie die Beziehungen untereinander und zu ihren Familien. Wickwire: „[I]ch wollte, dass sie als Akteure sichtbar werden und sie ihre Geschichte mit Stolz erzählen können.“ (ibid.)

 „Für meine Forschungen habe ich mehr als 20 Frauen interviewt, die alle eine andere Erfahrung mit ihren zyprischen Arbeitgebern gemacht haben. Einige Frauen arbeiten unter besseren Arbeitsbedingungen und haben weniger traumatische Beziehungen erlebt, aber die meisten mit denen ich sprach, arbeiten unter sehr herausfordernden und ausbeuterischen Bedingungen. Sie werden systematisch in der unteren Arbeiterschicht gehalten, ohne jede Möglichkeit, einen Job im ‚normalen‘ zyprischen Arbeitsmarkt zu bekommen. Mit meinem Film wollte ich Einblicke in die Lebenswelt der Hausangestellten ermöglichen, ihre wöchentlichen Routinen, ihre Hoffnungen und Träume aber auch ihre Motivation, im Ausland unter diesen prekären Umständen zu arbeiten, darstellen. Meine Hoffnung ist, dass mein Film die Wahrnehmungen der Zyprer auf die mehr als 40.000 Hausangestellten verändert, die sich um das Wohlergehen ihrer Kinder und Alten kümmern. Und dass man Frauen nicht nur als billige Arbeitskräfte betrachtet, sondern als gleichberechtigte Menschen.“ (Wickwire im Interview mit Christiane Sternberg für das Goethe Institut Zypern)

Maren Wickwire

Maren Wickwire ist in Deutschland geboren und hat Visuelle Anthropologie studiert. Ihren Filmprojekten, die sich allesamt den Themen Migration, Mobilität, Transnationalismus und Friedensbildung verschreiben, gehen lange ethnologische Feldforschungen voraus. Sie ist zudem die Begründerin von Manifest Media, einem Filmstudio, das in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen wie dem UNHCR zur Sensibilisierung in Menschenrechtsfragen Dokumentationen, Unterrichtsvideos und multimediale Installationen produziert. Ihre eigenen Filme versteht sie als Korrektive zu Mainstream-Darstellungen unterdrückter und marginalisierter Menschen. Heute gehen ihre zahlreichen Reisen von den USA aus.

Credits

REGIE / DREHBUCH: Maren Wickwire.
SCHNITT: Iara Rodriguez Vilardebó.
KAMERA: Maren Wickwire.
SOUND: Christos Kyriacoullis.
PRODUKTION: Manifest Media

Weiterführende Literatur

  • Interview mit Maren Wickwire, Goethe Institut Zypern. Link