Inncontro 2025
Zwischenräume im Kontext von Migration
06. – 08. November 2025 | Leokino Innsbruck
Inncontro – Internationales Filmfestival der Vielheit lädt zum Austausch über (Post-)Migration, Flucht und Exil ein – in Form von internationalen Spiel- und Dokumentarfilmen sowie Gesprächen, in denen die Perspektiven und Handlungsmacht derjenigen im Mittelpunkt stehen, die migriert oder mehrheimisch sind, die fliehen mussten oder müssen, die Rassismus erfahren oder von aktuellen menschenfeindlichen Migrationsregimen betroffen sind.
Der diesjährige Schwerpunkt trägt den Titel „Zwischenräume“ und widmet sich den komplexen, oft widersprüchlichen Erfahrungen des Dazwischen sein. Migration bringt Menschen in Zwischenräume – geografisch, kulturell, rechtlich und emotional. Zwischen Herkunft und Ankunft, zwischen Sprachen, Zugehörigkeiten, Erwartungen und Realitäten. Diese Räume sind nicht nur Orte des Wartens oder der
Unsicherheit, sondern bergen auch Potenziale für Reflexion & Veränderung.
Vier sorgfältig ausgewählte Filme, ein Kurzfilmabend sowie ein Schulfilm für Schüler:innen ab 9 Jahren und viele tolle Kooperationen laden dazu ein, diese Zwischenräume aus unterschiedlichen Perspektiven zu erkunden. Sie eröffnen einen visuellen und diskursiven Raum, in dem stereotype Vorstellungen hinterfragt, ambivalente Erfahrungen sichtbar gemacht und neue Denkansätze ermöglicht werden. Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Gesprächen, Diskussionen und Vermittlungsformaten begleitet das Festival. Es soll die Möglichkeit eröffnen,sich vertieft mit Antirassismus auseinanderzusetzen, einen kritischen Dialog zu fördern und kollektives Lernen zu den Themen Migration, Flucht und Exil zu ermöglichen.

un dessert pour constance |FR 1979 | 57 min | Omeu
Donnerstag, 06. November 2025 | 19:30 uhr
Ein von der Pariser Bourgeoisie verschmähtes Kochbuch der französischen Küche landet über Umwege mehrmals im Müll – und wird von zwei senegalesischen Straßenkehrern dort wieder hinausgefischt. Erst sie, die vermeintlich ungebildeten Migranten, erkennen seinen wahren Wert. Als sie die über vierzig verschiedenen Rezepte allein für die Zubereitung von Reis darin entdecken, sind die Freunde Bokolo und Mamadou vollkommen entflammt. Sie lernen die Zutaten auswendig, studieren die verschiedenen Speisen der klassischen französischen Küche und mausern sich zu wahren Gourmets im Kleinen. Über den für teures Geld am Markt erstandenen winzig kleinen Heukäse können ihre Mitbewohner nur den Kopf schütteln. Doch als ihr Freund
Bono schwerkrank wird und Geld für die (letzte) Heimreise an die Elfenbeinküste benötigt, wird ihre Leidenschaft zur Chance: Die Teilnahme an einem Kochquiz im Fernsehen mit der Aussicht auf eine hohe Siegerprämie lässt sie Hoffnung schöpfen…
INTERVIEW
Annouchka de Andrade, Tochter von Sarah Maldoror, Filmestvaldirektorin (Videobotschaft)
TALK
Lukas Ladner, Filmemacher
Dajana Mehadžić, Beraterin und Projektleitung
Seit 2018 eröffnet das Inncontro Film Festival mit einem „historischen“ Film, anhand dem die Kontinuitäten und Brüche in der filmischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Themenschwerpunkt diskutiert werden können.

Clara Stella Hüneke| DE 2025 | 104 min | OV
Schulvorstellung FReitag, 07. November 2025 | 09:00 Uhr
Freitag, 07. November 2025 | 17:00 uhr
Auf ihre Berufswünsche angesprochen, will die 9-jährige Jamila am liebsten
Naturwissenschaftlerin werden, ihre beiden, ein paar Jahre älteren Freundinnen Rachel und Faseeha am liebsten „Gangster“ und Schauspielerin bzw. Rapperin. Die drei Mädchen nehmen an dem Jugendprojekt Sisterqueens teil, die der Dokumentarfilm von Clara
Stella Hüneke über vier Jahre hinweg begleitet. Im Berliner Zentrum für junge Mädchen MÄDEA sprechen sie über Themen wie Feminismus, Rassismus, Diskriminierung und queere Lebenswelten – und machen ihrem Unmut über die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern Luft: Wieso, bitte schön, ist die Jungsturnhalle doppelt so groß wie ihre und wieso sollen sie sich anhören, mit ihren „Mädchenliegestützen“ nichts wert zu sein? Mit Hilfe der Sozialarbeiter*innen und Rapper*innen bringen sie ihre Gedanken in Songtexten zu Papier – und später auf die Bühne. Das Publikum jubelt ihnen zu, und wir ebenso!
LIVE-PERFORMANCE
Sorah
In Kooperation mit Südwind Tirol
Kurzfilmabend
Freitag, 07. November 2025 | 20:00 uhr
POELER LUFT I MASSIAMY DIABY I DE 2024 I 23 MIN I OV
Toni kehrt für einen Urlaub zurück an den Ort ihrer Kindheit: die Ostseeinsel Poel. Dabei wird sie mit ihrer von Rassismus geprägten Vergangenheit konfrontiert.
VILLA MADJO I ELEN SYLLA GROLLIMUND I FR 2023 I 13 MIN I OmeU
Ihr weißer Vater wurde in Afrika geboren, ihre Schwarze Mutter in Europa. Eine komplexe Geschichte über Familie, Kolonialismus und ‚interracial couples‘.
LAND DER BERGE I OLGA KOSANOVIĆ I AT 2023 I 28 MIN I OV
Olga Kosanović offenbart die ungerechte Absurdität des österreichischen Bleiberechts. Der alleinerziehende Vater Vladimir möchte arbeiten, um mit seiner Tochter im Land bleiben zu können. Nur darf er das nicht, wenn er kein Bleiberecht hat. Aus diesem Paradox filtert der Film eine humanistische Anklage der zynischen Innenpolitik im Land unüberwindbarer (Papier-)Berge.
In Kooperation mit dem Osteuropazentrum/ Network of Areas der Universität Innsbruck
LE GAP I KEERTHIGAN SIVAKUMAR I CH 2024 I 15 MIN I OmeU
Abends in einem Schweizer Zug. Yalini, eine tamilisch-schweizerische Frau, erhält einen Anruf von ihren Eltern. Das Gespräch wird heikel und angespannt, einer der Fahrgäste spricht sie an und ärgert sich, dass sie zu laut spricht. Yalini steht zwei Welten gegenüber, die sie nicht verstehen.
EINFÜHRUNG
Elen Sylla Grollimund (Videobotschaft)
PANELTALK moderiert von Dajana Mehadžić
Sorah, Berliner Rapperin
Massiamy Diaby, Regisseurin
Gina Disobey, Künstlerin und Aktivistin
NENDA, Musikerin aus Tirol

Ludovica Fales| DE 2024 | 84 min | Omeu
Samstag, 08. November 2025 | 17:00 uhr
Die drei jungen Romnja Lala, Samanta und Zaga gehören der zweiten Generation von Migrant:innen an. Obwohl in Italien geboren, werden sie dort nicht als Staatsbürgerinnen anerkannt. Papiere aus dem Heimatland der Eltern, das aufgrund von Krieg fluchtartig verlassen werden musste, gibt es oft nicht. Ohne offizielle Dokumente bleiben ihnen in
Italien viele Rechte verwehrt – zum Beispiel das Recht auf eine Wohnung und eine Arbeit, ganz zu schweigen vom Recht auf Gleichberechtigung: Rassismus und Diskriminierungn prägen ihren Alltag. Lala ist ein Mix aus Fiktion und Dokumentation. Die Laienschauspielerin Samanta verkörpert in der Rolle der fiktiven Lala das Schicksal der realen Zaga, die die Regisseurin in einem Camp getroffen hat, eine mittellose minderjährige Mutter, die Gefahr läuft, ihr Baby zu verlieren. Mehrmals hält die Geschichte allerdings inne und die Akteur:innen, die durch Improvisationen vieles aus ihrem eigenen Leben in den Film bringen, treten aus
ihren Rollen heraus und tauschen sich in Gesprächen über ihre eigenen Erfahrungen als Romnja in Italien aus.
EINFÜHRUNG
Ludovica Fales, Regisseurin
(Videobotschaft)
In Kooperation mit dem Institut für Romanistik der Universität Innsbruck

Charles-Olivier Michaud| CA 2023 | 120 min | Omeu
Samstag, 08. November 2025 | 20:00 uhr
« Chàu mung… in Québec » – so wurden vietnamesische Boat People in den 1970er Jahren in der kanadischen Provinz, mit Winterbekleidung und einem festlichen Buffet, willkommen geheißen. Ausgestattet mit einem kleinen Startgeld, Französischkursen und kanadischen Patenschaften sollte die Integration in die Gesellschaft erleichtert werden. Ru ist die Verfilmung des gleichnamigen autobiografischen Romans der Québecer Schriftstellerin Kim Thúy. Im Film erlebt man die Fluchtgeschichte der Familie durch die Augen der 10-jährigen Tinh, die ihre beste Freundin und ihre geliebten Großeltern in Saigon zurücklassen muss, um mit ihrer Familie die beschwerliche Reise in den Westen anzutreten. Wie ihr späteres Ich als gefeierte Starautorin ist das Mädchen eine genaue Beobachterin: Während die Familie neugierig die neue Wohnung betrachtet, offenbart Tinhs gesenkter Blick ihren Schmerz über die verlorene Heimat – lange bevor sie die französische Sprache als Vehikel für ihre Gefühle nutzen kann.
EINFÜHRUNG
Doris Eibl, UIBK
TALK
interaktive Gesprächsrunde mit Studierenden der Romanistik aus dem Seminar „Voix littéraires vietnamiennes au Canada“ von Julia Pröll, UIBK
In Kooperation mit dem Network of Areas der Universität Innsbruck
Rahmenprogramm
FILMKLATSCH – TALK
DONNERSTAG 6. NOVEMBER 2025, 21:00 UHR
Manche Filme begleiten uns noch lange, nachdem wir den Kinosaal verlassen haben.
Sie arbeiten in unseren Köpfen weiter und werfen Fragen auf, die nach Austausch
verlangen. Dajana Mehadžić und Lukas Ladner laden hierfür zum Filmklatsch ein.
Unmittelbar nach dem Kinofilm bieten sie die Möglichkeit, sich über das gemeinsame
Filmerlebnis auszutauschen. Eine offene Gesprächsrunde für alle, die ihren Kinobesuch
noch vertiefen möchten.
PANELTALK „Kunst & Identität“
FREITAG 7. NOVEMBER 2025, 21:45 UHR
Im Anschluss an den Kurzfilmabend kommen Sorah, Gina Disobey, NENDA und
Massiamy Diaby ins Gespräch. Gemeinsam teilen sie Erfahrungen und Einblicke in ihre künstlerische Arbeit und sprechen darüber, wie Kunst Zugehörigkeit neu verhandeln und Mehrfachzugehörigkeiten sichtbar machen kann.
HÖRKINO Archiv am Meeresgrund
SAMSTAG 8. NOVEMBER 2025, 18:15 UHR
Im Sommer 2025 tauchte ein mysteriöses Archiv auf, das am Grund des Mittelmeeres gefunden wurde. Es enthält neben Fakten und Dokumenten zum Langen Sommer der Flucht 2015 auch bislang unveröffentlichte, geleakte Dokumente. Hier und im Radio Freirad (Freies Radio Innsbruck) werden die teils brisanten Inhalte dieses Archivs erstmals an die Öffentlichkeit gelangen.
IL CORVO
Il Corvo ist ein solidarisches Lokal in Innsbruck, das zeigt, wie gutes Essen, faire Preise
und Gemeinschaft zusammenpassen. Dort werden täglich vegetarische Gerichte aus regionalen und geretteten Lebensmitteln gekocht. Beim Festival übernimmt Il Corvo am
Donnerstag und Samstag das Catering – freut euch drauf !
MUSIK
Nach den Vorführungen von SISTERQUEENS rappt Sorah live auf der Bühne. Deedanjii spielt am Freitagabend Amapiano und Dancehall und wird das Foyer zu einem Dancefloor verwandeln, während Béla mitGeigenklängen am
Samstag für besondere Momente sorgt. Den Abschluss macht subversiv_nachtaktiv am Samstag, mit treibenden Breaks, Acid und Bassmusik.

Packt eure besten Flows aus!
Am 8.11 im Jugendzentrum Space wird’s laut – beim In-your-face-Rap-Workshop für Mädchen* ab 12 Jahren mit Sorah!
Sorah ist eine Berliner Rapperin mit französisch-englischen und algerischen Wurzeln. In ihren Tracks rappt sie auf Französisch, Englisch und Deutsch – mal hart auf Trap, Drill oder Grime, mal smooth auf R’n’B und Soul. Ihre Texte sind roh und politisch – sie erzählen von Wut, Trauer, Stärke und Hoffnung.
Als Musikerin, Aktivistin und Workshop-Leiterin bringt Sorah euch bei, wie man mit Rhythmus, Flow, Reimen und Songwriting seine eigene Stimme findet.
In einer respektvollen und empowernden Atmosphäre steigen wir gemeinsam in den Rap ein und wecken unseren inneren MC!
Ob Einsteigerinnen oder schon mit Album am Start ist egal – wir lernen voneinander, spitten zusammen und haben Spaß!