From Here

„Woher kommst du?“ Zwölf Jahre lang begleitete Christina Antonakos Wallace das Leben vier junger (post-)migrantischer Künstler*innen und Aktivist*innen in Berlin und New York, während weltweit Nationalismen und Rassismen erstarken. From Here dokumentiert die Notwendigkeit des alltäglichen Widerstandes, den aktivistischen Kampf von Tania, Sonny, Miman und Akim und ihren jeweils ganz eigenen Umgang mit der Frage nach ihren multiplen Zugehörigkeiten.

Die Politikwissenschaftlerin Tania Mattos wuchs ohne Papiere mit ihren Eltern in den USA auf, nachdem ihre Familie aus Bolivien in die USA migriert ist. „Ich habe eine kulturelle und soziale Staatsbürgerschaft in diesem Land, aber ich besitze keine legale Staatsbürgerschaft, die unglaublich viel bedeutet“, so Tania kurz nach ihrem „Outing“ als „Papierlose“. Die Demonstrationen und Aktionen, die Tania organisiert, fordern mehr Rechte für junge Menschen ohne Aufenthaltsstatus, Ausbildungsmöglichkeiten statt Abschiebungen und spiegeln dabei ihren persönlichen Kampf wider: „[W]ir müssen diejenigen sein, die es anpacken. Es waren ja auch nicht die Männer, die für die Rechte von Frauen gekämpft haben. […] Die Menschen ohne Papiere müssen diejenigen sein, die ihre Menschenrechte einfordern.“

Ein paar Straßen weiter erkennt der Musiker Sonny Singh, der sichtbar der Sikh Religion angehört, was es heißt, mit Rassismus und Exklusion konfrontiert zu werden – selbst in der eigenen Band. Er spricht über die Wichtigkeit von Repräsentation von Minderheiten in allen Lebensbereichen: „Mir dämmerte es gerade, was es wohl für Sikh-Kinder bedeuten würde, eine Sikh-Person in einer Rockband singen und spielen zu sehen. Dieses Land hat noch nie einen Kerl mit Turban in der Popkultur gesehen.“ Gerade in seiner Tätigkeit als Pädagoge möchte er eine Identifikationsperson für Jüngere sein. Die eigene Religion zu verstecken, kommt für ihn nicht in Frage.

In Berlin unterstützt der Sozialarbeiter und Rom Miman Jasarovski andere in Deutschland lebende Sinti*zze und Rom*nja unter anderem dabei, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen – ein Schritt, den er selbst aus verschiedenen Gründen immer wieder hinauszögert. Doch mit der Geburt seines Kindes drängt sich die Frage nach Identitäten und Zugehörigkeiten erneut auf. Aber sich zu einem Land bekennen, in dem Sint*ize und Rom*nja tagtäglich Angriffen ausgesetzt sind?

Nicht erwünscht zu sein, dort, wo man sich aufhält, sei es aus Gründen der eigenen Migrationsgeschichte aus Vietnam oder aus Gründen der sexuellen Orientierung, dieses Gefühl verarbeitet Akim Nguyen in seinen Graffiti und Installationen. Den Wut-„Tornado“ angesichts des Rassismus, der ihm entgegenschlägt, nützte er für den eigenen Schaffensprozess: „Energie freizusetzen, ordentlich mächtig alles kaputtzumachen, was einen kaputtmacht […]. [Ich] bin einfach durch die Landschaft und habe meine Spuren hinterlassen. Das ist auch eine Art von Integration, in dem man sich den Raum […] nimmt, ausbreitet, infiltriert.“

Statement

„Der Kultur der Angst setzt FROM HERE eine Kultur der Möglichkeit entgegen. Die Protagonist*innen finden sich im Fadenkreuz polarisierter Debatten und haben sich entschieden, ihre Kämpfe in Kunst und Aktivismus umzusetzen um den Diskurs mitzugestalten. Viele Dinge in meiner persönlichen Geschichte haben mich dazu bewogen, diesen Film zu machen, darunter Jahre des Aktivismus und einige überraschende Diskriminierungserfahrungen aus erster Hand auf Reisen in Europa. Ich bin in der griechisch-amerikanischen Community aufgewachsen und hatte Schwierigkeit, die Spannung zwischen Tradition und Wandel in meiner eigenen Community zu versöhnen. Letztlich führten mich diese Erfahrungen zu der Überzeugung, dass wir für die Schaffung von radikal vielfältigen Demokratien, die wir uns erhoffen, Erzählungen brauchen, die direkt zu den unausgesprochenen Überzeugungen darüber sprechen, wer dazugehört und wer nicht.“

Christina Antonakos-Wallace

Christina Antonakos-Wallace

Filmemacherin und jahrelange Aktivistin. Zu ihren Auszeichnungen gehören der Euromedia Award for Culture & Diversity (2011), ein Media that Matters Change Maker Award (2012) und eine Anerkennung durch das deutsche Bündnis für Demokratie und Toleranz (2015). Ihre Kurzfilme und interaktiven Arbeiten wurden in über einem Dutzend Ländern durch Festivals, Schulen, Galerien, NGOs und Unternehmen ausgestellt. Zu ihren Aufträgen und Stipendien gehören die New America Foundation, das Seattle Office of Arts and Culture und die Bundeszentrale für politische Bildung. Sie war Fellow in Hedgebrook (2017) und beim Port Townsend Film Festival (2015) und hat einen BFA/BA von der New School & Parsons School of Design. Ihre Arbeit wurde mit einem fünfjährigen Stipendium von MTV Fight For Your Rights (2002) und einem Stipendium für „Humanity in Action“ (2006) ausgezeichnet, das sie beim Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Flüchtlinge in Berlin absolvierte. FROM HERE ist ihr erster abendfüllender Dokumentarfilm.

Credits

Regisseurin/ Produzentin/ Kamera/ Filmeditorin Christina Antonakos-Wallace
Creative Produzentin Canan Turan
Koproduzentin Theresa Navarro
Koproduzentin Amy Benson
Executive Producer Hari Kondabolu
Filmeditorin Aletta von Viettinghoff
Composer Alex Guy
Impact Producer Courtney Sheehan
Bildung & Community
Engagement Produzent Chrystian Rodriguez
Associate Producer, Schnittassistenz Lotti Schulz
Co-Regie (Miman’s Story) Jacqueline Görgen 
Contributing Editor Gisela Rosario Ramos
Production Assistant Siyawash Jekta
Associate Producer, Impact Producer Olga Gerstenberger
Associate Producer Marc Holland-Cunz
Associate Producer,
Digital Engagement Team
Karen Maniraho
Digital Engagement Team Ha’aheo Auwae-Dekker 
Contributing Editors: Cheree Dillon, Gregor Bartsch
Animation: Julien Scherliss, Moment Films
Sound: Dave Richards, The Department of Sound & Magic
Design: Julien Scherliss, Ruslan Komjakov, Gabriel Berretta, Christina Antonakos-Wallace

Team: Anna Oelhaf, Serkan Demiral, Kadija Diallo, Angela Azzolino, Anna Baker, Cynthia Wu, Isabel Schröer, Kerstin Meissner, Manjiri Palicha, Nafasi Ferrell, Pasquale Rotter, Rachel Landry, Regina Knoll, Simran Sodhi
Color: Kettle Media Concepts, Nigel Kettle & Maria Mendoza

Assistant Editors: Kevin Murphy, Ute Seitz
Additional Editors: Roman Safuillin, Kristin Ougendal, Sana Gomes